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Das Grazer Müllmahnmal am Lendwirbel (01. - 08. Mai 2022)

Am Lendwirbel 2022 steht heuer das Grazer Müllmahnmal in Form des viel bestaunten Uhrturms. Die Baumaterialien sind benutze Food Delivery Verpackungen, welche Restaurants im Raum Graz an einem Tag über die Theke schupfen und welche nach ein paar Minuten Gebrauch gleich wieder im Haushaltsmüll landen.

Bewusstsein kommt nicht von alleine, es muss immer erst geschaffen werden. Darum habe ich beschlossen den Lendwirbel als Fest im öffentlichen Raum zu nutzen, um auf diese Thematik aufmerksam zu machen. Gerade in Zeiten von Pandemie, Lockdowns, Digitalisierung und Co. erfreuen sich schnelle und bequeme Essenszustellungen von Lieferdiensten immer mehr an Beliebtheit. Die Tendenz bleibt steigend. Was unterm Strich nach dem Verzehr des gewünschten Mahls zurückbleibt siehst du hier. 2.500 Liter an Verpackungen fallen allein jeden Tag in unserem schönen Graz an. Und das an 365 Tagen im Jahr. 

 

Zahlen, Daten, Fakten

Ja, du hast richtig gelesen: täglich 2.500 Liter an unterschiedlichstem Lieferverpackungsmüll allein in Graz. Dazu zählen ausschließlich Verpackungen von den Food Deliveries von Mjam, Lieferando und Velofood. Lebensmittelverpackungsmüll ist da nicht einmal berücksichtigt und macht natürlich einen noch höheren Anteil aus.

Der Gedanke für das Grazer Müllmahnmal entstand nach einer Hochrechnung von dem Unternehmen Skoonu, welches Daten eingeholt hat, um zu erheben wieviel Einwegverpackungen in Graz anfallen. Das Ergebnis: jährlich verwenden die Grazerinnen und Grazer knapp 2,6 Millionen Verpackungen von Essenslieferungen. Mit einem Durchschnittsgewicht von 17g pro Verpackungen ergibt das stolze 44 Tonnen Verpackungsmüll. Das ist das Gewicht von 9 Elefanten oder um es regionaler zu beziffern 9,5 x die “Liesl Glocke” im Grazer Uhrturm. Online Supermärkte wie Flink, Alfie´s, Niceshops oder diverse Onlineshops von Einzelhandelsketten exklusive. 

Neben den bekannten Plastik-Verpackungen aus Polyethylen lassen sich auch viele Verpackungen aus Papier finden. “Die sind ja eh nicht so ressourcenverschwenderisch”, möchte man meinen. Doch die Produktion bzw. das Recycling von (Alt)Papier sind Prozesse mit riesigem Energieeintrag und einem aufwändigen Logistikprozess dahinter. In Zeiten der Energiekrise/-wende verschlingt das Erzeugen von Papier und Karton ähnlich viel Energie wie die Stahl- und Chemieindustrie. Außerdem haben die meisten Papierverpackung noch eine zusätzliche Beschichtung aus Plastik, welche das Recycling schwer bis nicht möglich macht. Dafür, dass die Verpackungen meist weniger als eine Stunde in Gebrauch sind, ist Einweg einfach kein nachhaltiger Weg.

 

Das Projekt “Müllmahnmal”

So die Daten hatte ich, jetzt fehlte mir noch eine zündende Idee, wie man das ganze sichtbar machen kann und da fiel mir auch schon der Lendwirbel ein. Den Liefermüll von einem Tag in Graz verpackt in einer Art Mahnmal mitten in der Innenstadt. So groß, dass man es nurschwer übersehen konnte. Gedacht, getan. Dafür, dass das Müllmahnmal heute hier steht war einiges an Zeit notwendig. Zeit um Freunde und Bekannte zum Sammeln zu überzeugen, Zeit um alles abzuholen, Zeit zum Auswaschen, Sortieren und Befüllen der Müllsäcke. Es gab kaum ein Heimkommen, wo ich ohne Müll bei der Haustür rein spaziert bin. Zum Schluss stapelten sich 25 Müllsäcke und über 100 Pizzaschachteln in meiner Garage und meine Nachbarn halten mich mit ziemlicher Sicherheit für einen “Messie”, aber was macht man nicht alles, um auf unseren verschwenderischen Lebensstil aufmerksam zu machen und Dingen einen zweiten Nutzen zu schenken.

Einweg ist kein Weg! Hier muss sich etwas ändern und tut es auch schon. Die Stad Graz und vor allem das Umweltamt versucht hier eine Pionier Position einzunehmen und unterstützt und fördert nachhaltige Projekte und Ideen. Eine bereits im Jahr 2017 umgesetztes Projekt ist Backcup. In Kooperation mit dem Grazer Umweltamt wurde das Mehrwegbechersystem in Graz initiiert und fünf Jahre später zählt das System schon 45 Partnerbetriebe. Tendenz steigend.

Mehrweg mit Mehrwert! Ein weiteres Unternehmen, welche erkannt hat, dass diese Art von Ressourcenverschwendung nicht die Lösung sein kann, ist Skoonu. Das wiederverwendbaren Leihgeschirrsystem kann unbegrenzt wiederbenutzt werden. Auch in Graz sind sie schon vertreten und kämpfen gegen die massige Verwendung von Einwegverpackungen an, in dem Gastronomiebetriebe ihre Speisen auf Wunsch der Kundinnen und Kunden im Mehrweggeschirr liefern.

Unsere Ressourcen werden jedes Jahr knapper. Österreich hatte heuer seinen “Overshootday” bereits am 06. April erreicht. Das ist der Tag an dem der menschlichen Rohstoffverbrauch nicht mehr durch die Bildung neuer Ressourcen gedeckt werden kann. Also 2/3 des Jahres leben wir auf Kosten der nachfolgenden Generationen. Das Müllaufkommen in privaten Haushalten in der Steiermark steigt die letzten 10 Jahre von Jahr zu Jahr an, … , ach da könnt ich noch ewig Gründe aufzählen. Solche Fakten sollten uns wirklich zum Um- und Nachdenken in unserem alltäglichen Handeln bewegen. Also achte darauf wie deine Lebensmittel verpackt sind, ob du gewisse Einwegbehältnisse vermeiden kannst und ob der Coffee-to-Go-Becher sich vielleicht durch einen Pfandbecher ersetzen lässt. Das Müllmahnmal ist von 01.-08.05.2022 im Rahmen des Lendwirbels im Stadtteil Lend in Graz zu finden. Alle dafür verwendeten Materialien wurden wiederverwertet. Da über einen Zeitraum von zwei Monaten gesammelt wurde und natürlich aus hygienischen Gründen, mussten die Verpackungen teilweise noch gereinigt werden. Hier wurde auf wassersparende Weise gearbeitet.

 


DANKE an alle Sammlerinnen und Sammler im Freundes- und Bekanntenkreis, im Speziellen dem McDonalds im Weiberfelderweg, Pots & Bowls in der Sporgasse, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fandlermühle, Bob´s Firma, der Gesangschor von Nadine und Kundinnen und Kunden vom Dekagramm.